Hamburg
Haste mal Grün? – Nein zu Bettelampeln!
Bettelampeln – offiziell „Lichtsignalanlagen mit Anforderungstaster“ - sind Ampeln, an denen FußgängerInnen und Radfahrende an großen Kreuzungen nicht mehr automatisch zusammen mit dem parallel fahrenden Autoverkehr Grün erhalten. Für die Unmotorisierten gibt es nur dann Grün, wenn sie den Knopf betätigt haben. Wer während der Grünphase für den parallel fahrenden Autoverkehr auf den Taster drückt, erhält aber auch dann kein Grün, sondern muss bis zur nächsten Grünphase warten.
Häufig werden diese Lichtsignalanlagen mit Bedarfsampeln verwechselt. Durch diese können Fußgänger (und Radelnde) sich an Straßen zwischen Kreuzungen per Knopfdruck Grün beschaffen. Bedarfsampeln sind also unabhängig von einer Kreuzung geschaltet. Sie erleichtern Fußgängern und Radfahrern das Queren einer Straße und erhöhen damit den Komfort des Fußverkehrs.
Ganz im Gegenteil die Bettelampeln: Der CDU-Senat hatte die Ampeln mit Drück-Funktion 2006 eingeführt, um den Autoverkehr „intelligenter“ und „flüssiger“ zu machen – genauer, um die beim Fuß- und Radverkehr längeren Räumzeiten einzusparen. Doch Gehende und Radelnde werden dafür noch mehr verlangsamt, als sie es durch die bestehenden Ampeln – die ja einzig der Regulierung des Kfz-Verkehrs dienen – ohnehin schon werden.
Unsere bisherigen Aktivitäten dazu:
Dagegen sammelte ein Bündnis aus FUSS e.V., ADFC, VCD Nord und Bürgerinitiative Ring 2 Unterschriften und übergab sie im April 2006 dem damals zuständigen Senator Freytag. Die Initiatoren forderten den Senat auf, die Benachteiligungen zurückzunehmen und Fuß und Fahrrad bei der Lichtsignalsteuerung als dem Auto gleichberechtigte Verkehrsträger zu behandeln.
Unterschriftensammlung Bettelampeln (PDF)
Im Koalitionsvertrag zwischen GAL und CDU von 2008 wurde festgehalten, dass Fußgängerampeln mit Grünanforderung auf zu lange Wartezeiten geprüft werden sollten.
Noch im selben Jahr erinnerten wir die grüne Stadtentwicklungssenatorin Hajduk in einem Brief an ihren Auftrag:
Brief an Senatorin Hajduk (PDF)
2011 konnten Interessierte in einer „Planungswerkstatt Lichtsignalanlagen“ ihre Wünsche und Vorstellungen einbringen. Auch VertreterInnen des FUSS e.V. Hamburg beteiligten sich. Die Ergebnisse sind in einem Reader des LSBG (PDF) (Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer) dokumentiert.
Die Zahl der Bettelampeln nimmt seitdem zwar ab, aber zu langsam. Die Anforderungs-Funktion wurde im Jahre 2013 an 24, im Jahre 2014 an sieben und von Januar bis Oktober 2015 an elf Lichtsignalanlagen entfernt. Seit 2012 ist sie jedoch an zwölf Ampeln neu installiert worden. Diese Daten gehen aus den Antworten auf die zahlreichen Anfragen der Linken in der Bürgerschaft an den Senat zu diesem Thema hervor. 80 Bettelampeln gab es laut Behörde 2015 in Hamburg, 2012 waren es noch 114 gewesen.
Hinzu kommt Verwirrung durch die „unechten Bettelampeln“: An vielen Kreuzungen sind Taster installiert, obwohl die Ampelschaltung für den Rad- und Fußverkehr in den allgemeinen Umlauf integriert ist. Um Irritationen zu vermeiden und keine Haushaltsmittel zu verschwenden, gehören diese Taster abgebaut und bei Bedarf woanders als Anforderungstaster wieder installiert.
Wir fordern:
- An allen Kreuzungen automatische Grünzeit für FußgängerInnen und RadfahrerInnen mit jedem Ampelumlauf.
- Keine Grünzeitverkürzung für FußgängerInnen und RadfahrerInnen zu Gunsten abbiegenden Autoverkehrs.
- Die Grünzeit muss so bemessen sein, dass auch langsame Menschen in einem Zug, ohne Warten auf der Mittelinsel, die Straße überqueren können.
- Eine Grünschaltung für Fußgänger und Radfahrer kurz vor dem parallelen Autoverkehr, da diese bei Abbiegeverkehr zu mehr Sicherheit beiträgt.
- Entfernung obsoleter Taster
Zappenduster - Beleuchtung der Gehwege
Ein großes Problem in Hamburg sind viele schlecht beleuchtete Fußwege. Wer hat sich nur einfallen lassen, dass die Straßenlaternen vor allem die Fahrbahnen beleuchten? Dort bewegen sich die, die selbst eine Beleuchtung haben. Da wir viele Straßen mit schönen Bäumen haben, befinden sich die Gehwege oft in dunklen Tunneln. Das ist schlecht für das Sicherheitsgefühl und gefährlich in Verbindung mit dem schlechten Zustand der Gehwege. Häufig sieht man stolpernde oder gar stürzende Menschen.
Unsere bisherigen Aktivitäten dazu:
Wir machen gerade Lichtmessungen auf einigen Bürgersteigen und werden mit den Ergebnissen aktiv. Wir wollen selbstverständlich nicht, dass die Bäume gefällt werden, sondern wollen eine gute Beleuchtung für die Fußgänger_innen. Wir werden uns dann auch an den Lichtbeirat wenden. Dieser kümmert sich bisher vor allem um die Beleuchtung von attraktiven Gebäuden und um die Situation in den Einkaufsstraßen in der Innenstadt. Das sollte sich ändern.
Auch wir möchten keine Lichtverschmutzung. Aber statt vieler Leuchtreklamen oder Laserstrahlern in den Himmel sollte die Beleuchtung den Menschen dienen, die sich in der Stadt zu Fuß bewegen.
Erfreulicherweise haben inzwischen auch die Medien in Hamburg das Thema aufgegriffen.
Am 23.3.18 haben wir einen Brief an den zuständigen Senator, an die Fraktionen in der Bürgerschaft und in den Bezirken geschrieben.
Brief an den Senator "Beleuchtung der Gehwege" (PDF)
Pressemitteilung "Finstere Aussichten für Fußgänger" (PDF)
Wir bekamen einige unterstützende Mails von verschiedenen Abgeordneten aus der Bürgerschaft und den Bezirken.
Am 20. April erhielten wir eine unbefriedigende Antwort vom Management Technische Anlagen, in dem uns lediglich der derzeitige Zustand erläutert wurde.
Damit sind wir nicht zufrieden und schrieben den Senator, die Fraktionen in der Bürgerschaft und in den Bezirken erneut an.
Und auch die Presse erhielt wieder die Informationen von uns.
Danach erhielten wir eine Antwort aus der Behörde, die ein wenig Einsicht zeigte.
Inzwischen können wir mit Freude feststellen, dass das Thema an verschiedenen Stellen aufgegriffen wird:
So haben die Senioren im Bezirk Nord am 27.März 2019 eine Demonstration mit Taschenlampen organisiert.
Und in Altona wurde auf Beschluss der Bezirksversammlung ein Aufruf zur Meldung zu dunkler Stellen eingerichtet.
Wir werden bei dem Thema nicht locker lassen!
Heute schon gestolpert? - Baulicher Zustand der Gehwege
Der Zustand der Gehwege in Hamburg ist in der Regel schlecht. Neben häufig mangelhafter Beleuchtung und ungeahndetem Beparken der ohnehin schon eingeschränkten Gehwege mit KfZ, schränkt der bauliche Zustand der Gehwege die Nutzer in ihrer Mobilität ein.
Im Bereich von Straßenbäumen wird der Wurzelbereich auf Gehwegen im Gegensatz zur Fahrbahn häufig nur in grobem Sand ausgeführt. In diesem Bereich ist durch Pfützenbildung bei stärkerem Regen der Bürgersteig schwer passierbar. Die herausragenden Wurzeln der Straßenbäume bilden Stolperfallen.
Durch das Anheben der Gehwegplatten durch Baumwurzeln und das Befahren mit Kraftfahrzeugen ist häufig keine ebene Gehwegoberfläche mehr vorhanden. Verschobene oder teilweise zerbrochene Gehwegplatten sind gefährliche Stolperfallen, nicht nur für ältere Menschen.
Insbesondere im Bereich von Ausfahrten über die Gehwege, die noch mit Kopfsteinpflaster oder Katzenaugen ausgeführt sind, entstehen wegen der glatten Oberfläche bei überfrierender Nässe weitere Gefahrenstellen.
Die Reinigung der Gehwege, insbesondere nach Stürmen (herabgefallene Äste) oder nach der Anwendung von Streugut, lässt oft lange auf sich warten.
Wir fordern:
Der Anteil der Fußwege (Modal Split) liegt in Hamburg bei über 28%, innerhalb des Rings 2 sogar weit darüber. Um die Mobilität der Fußgänger zu gewährleisten, fordert der FUSS e.V. Hamburg eine regelmäßige Begehung der Gehwege durch den Wegewart, um den baulichen Zustand zu erfassen und entsprechende Maßnahmen zu veranlassen. So könnte die Nutzbarkeit der Gehwege durch Pflanzenrückschnitt und Reparaturen regelmäßig wieder hergestellt werden. Wurzelbereiche unter Baumkronen können mit trittfestem offenporigem Material versehen werden, so dass die Wurzeln mit Wasser versorgt werden und trotzdem nicht zu Stolperfallen für Fußgänger werden.
Die Gehwege müssen auch baulich vor Falschparkern, die mit ihren Fahrzeugen die Gehwege zerstören, geschützt werden, da die Polizei oder das Ordnungsamt nicht ausreichend dafür sorgen.
Der FUSS e.V. fordert auch eine Parkraumüberwachung, die die Gehwege vor Falschparkern schützt und somit zu deren Erhalt beiträgt. Die Investition in mehr Personal rechnet sich, da die baulichen Schäden und somit Reparaturkosten reduziert werden.
Die freie Verfügbarkeit von qualitativen und sicheren Gehwegen sollte für alle Verkehrsteilnehmer, Politiker und Stadtplaner eine Selbstverständlichkeit sein, denn ausreichender Raum für Fußgänger bedeutet eine hohe Lebensqualität für alle und wertet den öffentlichen Raum auf.
Unsere bisherigen Aktivitäten dazu:
FUSS e.V. schrieb Briefe an die Verkehrsbehörde, an die Bürgerschftsfraktionen, an die sieben Bezirksämter und an die Fraktionen der sieben Bezirksversammlungen.
Hier die Briefe und die Antworten darauf.
Brief an Senator Horch (PDF)
Antwort von Staatsrat Rieckhof (PDF)
Mittlerweile hat der rot-grüne Senat Haushaltsmittel für attraktivere quartiersnahe Wegeverbindungen bereitgestellt. Für eine Million Euro sollen sanierungsbedürftige Fußwege repariert und quartiersnahe Fußverkehrsstrategien entwickelt werden. Ebenfalls jährlich eine Million Euro wurden für den Ausbau der Barrierefreiheit bewilligt. So können Bordsteine abgesenkt, taktile Elemente eingebaut oder auch seniorengerechte Bänke zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität in den Quartieren angeschafft werden. Wir werden aufmerksam beobachten, ob sich etwas verbessert.
Wir empfehlen Ihnen, sich bei Schäden an Gehwegen an den Meldemichel zu wenden. Das klappt häufig!
Kontakt
Es gibt viele Möglichkeiten, aktiv zu werden. Treten Sie einfach mit uns in Kontakt:
Sonja Tesch
Scheplerstr. 80
22767 Hamburg
Tel. 040/ 432 80 837
Sie möchten uns erwas mitteilen, das von bundesweitem Interesse ist? Dann nehmen Sie bitte Kontakt mit der FUSS e.V. – Bundesgeschäftsstelle auf.