Nach einem Unfall beim Wandern in den Bergen, habe ich mein Auto verkauft. Das war vor zehn Jahren. Seitdem gehe ich fast nur noch zu Fuß. Besitze auch kein Fahrrad, dafür einen Schrittzähler, der die gelaufenen Kilometer aufzeichnet.
Heute ist mein freier Tag. Keine Arbeit, keine Termine; auf dem Zettel einige Besorgungen, die mich in vier Stadtteile führen werden.
Schietwetter! Es regnet! Egal. Außerdem zwickt der Ischias! Zu lange gesessen!
In Eimsbüttel geht es los.
Schnell noch ein Buch abgeholt, dann mit der U-Bahn bis Messehallen – durch Planten un Blomen laufen, hier sieht man immer welche Blumen zu welcher Jahreszeit blühen, Büsche, Bäume.......
gehen, gehen macht einfach Spaß, frische Luft.......Der Regen läßt langsam nach.
In die Rothenbaumchaussee...... die Radfahrer, die Radfahrer sind natürlich auch unterwegs! Ich muß die Baustellen umrunden, unglaublich wo die überall entstehen, aber die kann ich ja als Fußgänger leichter überwinden als die Autos, denn auch hier gibt es den Knopf für die Fußgängerampel, g r ü n!!!!!! und die Autos müssen warten, wunderbar! Die Fußgängerampel ist eine der größten Erfindungen, denke ich.
Das Geschäft des Optikers liegt auf dem Weg, ich bekomme eine neue Kontaktlinse; dann geht es weiter in Richtung Eppendorf; dort wartet ein Freund mit Gipsbein auf etwas Obst, Gemüse und Brot. Wir trinken einen Kaffee - ---- dann weiter an die Alster, auch hier wieder die Radfahrer, einige kommen mir entgegen mit dem Gesichtsausdruck unter dem Helm: „Hau ab, hier fahre ich.“
Der Blick auf die Alster! Herrlich, Schwäne, Schiffe, unterwegs treffe ich noch andere Fußgänger mit Kindern und Hunden. Auf der Krugkoppelbrücke läuft mir ein Kollege in die Arme, wir halten einen kleinen Plausch......weiter, weiter........ keine Baustellen erst mal in Sicht, das Wetter hat sich gebessert, der Ischias auch, mein Schrittzähler zeigt 6 Km, super.
Ich erspare mir ein Fitneßstudio, brauche kein Laufband, Jogger hasten an mir vorüber, keuch, keuch, einer schiebt sogar einen Kinderwagen, in einem Tempo! Ich fasse es nicht....bin in Winterhude angekommen, buntes Leben vor den kleinen Läden, ich entdecke ein neues Cafe, schnell noch ein Haarwaschmittel beim Friseur abgeholt, H u n g e r! Beim Italiener gibt es Penne vegetarisch, dann weiter wieder an die Alster Richtung Jungfernstieg, erneut Baustellen, plötzlich kommt mir ein junger Mann auf einem hoverboard entgegen, nein auch das noch, der sollte doch eigentlich auf der Straße fahren! Oder??
Einmal noch um die Binnenalster und am Jungfernstieg Tintenpatronen holen, ein neuer Laden lädt zum Stöbern ein; der Schrittzähler zeigt zwölf Kilometer, Donnerwetter, ich bin geschafft. Bewegung, Bewegung, düstere Gedanken werden einfach weggegangen, die U-Bahn bringt mich wieder nach Eimsbüttel...............
Das war ein Tag im Leben einer Fußgängerin.
Elisabeth Pagitz
Oktober 2016